Sunday, December 31, 2006

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Wednesday, December 13, 2006

Anti-fair trade mit gutem Gewissen

Im "Economist", Ausgabe December 9th-15th, lautet die Schlagzeile: "Good food? Why ethical shopping harms the world". Argumentiert wird mit klassisch liberalen Prinzipien, kurz gesagt: "Only free trade is fair trade".

Konkret werden drei Aspekte unserer derzeitigen Einkaufskultur kritisiert. Zum einen wäre da der Hang, "biologische" Produkte zu kaufen. Zum zweiten sollen die Produkte im Einkaufskorb am besten "zu fairen Bedingungen", also "fair trade", hergestellt sein. Schließlich wird auch Wert darauf gelegt, so "lokal wie möglich" einzukaufen, also am besten direkt vom Bauern am Rande der Stadt. Das klingt super und damit soll die Welt durch unser Kaufverhalten besser werden. Warum schreibt der "Economist" dann: "If you think you can save the planet by buying ethical food, think again"?

1. Probleme mit Bionahrung

Die Herstellung von "biologisch einwandfreier" Nahrung, also ohne Verwendung von Pestiziden usw. ist sehr "raumintensiv", dh es besteht schlicht nicht genug Platz, unsere gesamte Nahrung in dieser Weise herzustellen. Durch die Verwendung von Düngern etc. ist es möglich, das gleiche Stück Land ständig zu bewirtschaften. So ist es auch der "Green Revolution" aus den 1960er Jahren zu verdanken, dass zwar die Produktionsquote von Nahrung seit den 50ern verdreifacht wurde, dafür aber nur 10% mehr Landfläche vonnöten ist! Man kann auch sagen: wer bio-food kauft, unterstützt die Abholzung von Regenwald, weil irgendwo muss der Platz ja herkommen. Übrigens gibt es keine Studien darüber, dass Bioessen gesünder oder höherwertiger wäre, als konventionell hergestellte Nahrung, solange gewisse Regeln beachtet werden.

2. Probleme mit "Fair Trade"

Die Idee hinter "Fair Trade" ist folgende: Der Konsument ist bereit einen höheren Preis als den Marktpreis für ein Produkt zu bezahlen. Die Differenz kommt, theoretisch, direkt den Erzeugern zu Gute. Sie bekommen mehr Geld für die gleiche Arbeit, werden also "fairer" entlohnt. Der "Ungerechtigkeit der niedrigen Preise" soll so entgegengewirkt werden. Dahinter versteckt sich klassischer Protektionsimus, die Selbstregulierungsfunktion des Marktes wird ausgehebelt. Es ist einfach: Die Nachfrage bestimmt das Angebot und den Preis. Niedrige Preise sind Zeichen dafür, dass es schon zu viel von einem Produkt auf dem Markt gibt. Nehmen wir unsere Milchbauern und ihre "A Faire Milch", die es seit kurzem zu erstehen gibt. Würde man den Gesetzen des freien Marktes folgen, wären viele Milchbauern gezwungen, in andere, ertragreichere Bereiche als jener der Milchproduktion zu investieren. Durch die subventionierte Milch kommt dieses Signal nur ungenügend an, sie verharren in der Milchproduktion. Darüber hinaus werden andere Bauern animiert, noch mehr "Fair Trade" Milch zu produzieren, weil sich damit ja mehr Geld machen lässt, als eigentlich vorgesehen. Jene Bauern, die konventionell Milch erzeugen und die große Mehrheit darstellen, haben es dadurch noch schwerer. Sie verdienen weniger als zuvor, gleichzeitig wird der Vielfältigkeit ein Riegel vorgeschoben, da sich alle auf subventionierte Bereiche stürzen.
Dasselbe gilt für Kaffee: es ist nicht so einfach, als Produzent "Fair Trade" Status zu erlangen und so schauen zum Beispiel ausnahmslos alle Plantagenarbeiter durch die Finger. Kaffeeplantagen im großen Stil entsprechen nämlich nicht den Fair Trade Kriterien.

3. Probleme mit lokaler Produktion

Viele ehemalige Fair Trade Befürworter haben die Probleme erkannt und sagen: "Buying direct means producers get a fair price, with no middlemen adding big margins along the distribution chain." Außerdem muss die Nahrung nicht um die halbe Welt geliefert werden, man spart also an "food miles" (jener Weg, den ein Produkt von seiner Entstehung bis zum Endkonsumenten zurück legt). Das größte Problem liegt darin, festzustellen, wo denn ein Produkt am besten und umweltfreundlichsten hergestellt werden kann. Es ist klüger, Tomaten aus Spanien zu importieren als diese in einem britischen Gewächshaus über den Winter zu züchten. So verhält es sich mit vielen Produkten. Außerdem ist das Zuliefersystem der Supermärkte mittlerweile äußerst effizient. "Another surprising finding was that a shift towards a local food system, and away from a supermarket-based food system, with its central distribution depots, lean supply chains and big, full trucks, might actually increase the number of food-vehicle miles being travelled locally, because things would move around in a larger number of smaller, less efficiently packed vehicles."

Die Revolution durch Fair Trade - sie wird wohl nicht passieren.